Motordraisine KLV11







Allgemeines

Die Motordraisine wurde für die Bundesbahn nach dem 2. Weltkrieg ca. 1950 für Streckenbereisungen in zwei Typen gebaut, die KLV11 und die KLV12. KLV bedeutet "Kleinlastwagen mit Verbrennungsmotor", die 11 bzw. 12 ist die Baureihennummer.

Die KLV11 ist für Abnahmefahrten als eine bessere Ausführung gebaut worden, das heißt 4-türig mit Wendegetriebe und eine bessere Innenausstattung. Die KLV12 ist als reines Rottenfahrzeug für Arbeiten im Gleisbereich konzipiert. Sie besitzt zwei Seitentüren und eine hintere Ladetür für Geräte und Material. Hier wurde auch nicht auf die Innenausstattung geachtet, daher war sie nur ein reines Arbeitsfahrzeug.

Die Motordraisine wird duch einen VW Industriemotor mit 1200ccm und etwa 28PS angetrieben und erreicht somit eine Geschwindigkeit von 70km/h.

Beide Fahrzeugtypen haben eine Wendevorrichtung welche es ermöglicht das Fahrzeug auf den Schienen anzuheben und zu drehen. Das Gewicht des Fahrzeuges entspricht in etwa 2000kg welches jedoch mithilfe der Wendevorrichtung von einer Einzelperson angehoben und gedreht werden kann.

Im Folgendem Video ist eine Demonstration der Wendevorrichtung zu sehen.







Draisine im Verein

Der Verein kam 1987 durch eine gute Vermittlung zum Kauf der Motordraisine vom Typ KLV11, welche durch unbefugte Eisenbahner unbrauchbar gemacht wurden. Dadurch wurden beide Achsen verbogen. Durch einen Zufall ergab sich die Möglichkeit in Bremen-Sabaldsbrück (Ausbesserungswerkstatt) noch zwei brauchbare Achsen zu erhalten.

In Ostereistedt wurde die Motordraisine in mühevoller Arbeit aufgearbeitet. Der Innenraum wurde von allen Teilen entsorgt, das heißt Sitze, Wände und Fußboden wurden erneuert. Der Motor wurde ausgebaut, auseinandergebaut, neu abgedichtet und wieder eingebaut. Und so läuft er auch heute noch.

Farblich war die Motordraisine in DB-Rot. Dieses mochte der damalige Geschäftsführer der EVB nicht leiden, sodass der Lack abgeschliffen und in Reichsbahnfarben neu lackiert wurde. Zusätzlich musste noch ein dritten Spitzenlicht angebaut werden, dessen Beschaffung sich als äußerst schwierig erwies. Später erfolgte noch der Einbau eines Funkgerätes welches es ermöglichte auf den Strecken der EVB zu fahren.

Die erste Hauptuntersuchung und Abnahme wurde noch in Zeven vorgenommen. Zum führen des Fahrzeuges musste ein Vereinsmitglied noch einen Führerschein für angetriebene Schienenfahrzeuge machen.

Danach wurden Vereinsfahrten auch für andere Veranstaltet. Wir besuchten mit der Motordraisine Draisinentreffen in Lüneburg, Münster-Schleswig-Holstein und das Bahnhofsfest im Bremer Hauptbahnhof, wo auf Gleis 1 in beide Richtungen gefahren wurde. An beiden Tagen wurde unter reger Publikumsbeteiligung mit der Motordraisine in südlicher Richtung und mit der Handhebeldraisine in nördlicher Richtung gefahren. Eine tolle Veranstaltung!
Heutzutage wäre dies in dieser Art nicht mehr möglich.

Vereinsseitig war unsere Hauptstrecke von Ostereistedt nach Zeven bzw. Wilstedt, jedoch wurde durch den Verkauf der Strecke Zeven-Wilstedt der gesamte Vereinsbetrieb nach Zeven verlegt und ein befahren der Strecke Zeven-Wilstedt ist nicht mehr möglich. Heute ist eine Bereisung der Strecken nach Tostedt, Bremervörde, Osterholz und Waffensen möglich.

Die Fahrten mit der Motordraisine wahren immer ein tolles Ereignis und mussten immer wieder wiederholt werden. Unterwegs wurden wir immer bestaunt, was auf das Fahrzeug, seine Bauart und seine Farbgebung zurückzuführen ist.




Vandalismus

Im Juni des Jahres 2015 ist unsere Motodraisine jedoch das Opfer von Vandalismus dreier Jugendlicher geworden, welches in der Öffentlichkeit eine große Empörung und vor allem allgemeines Unverständnis auslöste.

Die drei Jugendlichen drangen gewaltsam in den Schuppen, in welchem die Motordraisine untergestellt war, ein und demolierten neben dem dort untergestellten historischem Triebwagen auch unsere Motordraisine. Die Lampen sowie die gesamte Innenausstattung wurden zerstört, Scheiben wurden eingeschlagen und die erst kurz zuvor aufgefrischte Lackierung wurde dick mit Ölfarbe verschmiert. Desweiteren wurde ein Feuerlöscher entwendet und dessen Inhalt im gesamten Innenraum verteilt.

Es folgte eine allgemeiner Spendenaufruf über die Zevener Zeitung welcher es uns ermöglichte, die Draisine in ihrem alten Glanz erstrahlen zu lassen. Unser Dank gilt allen Spendern, der Stadt Zeven sowie der EVB.

⇒ Artikel aus dem Sonntagsjournal und der Zevener Zeitung ⇐





Restauration

Gegen Ende des Jahres 2015 begannen die Restaurationsarbeiten an der Motordraisine.

Die Innenausstattung wurde entfernt, die Fenster sowie diverse Einzelteile wurden demontiert und die Draisine wurde zum Sandstrahlen gebracht. Nach dem Sandstrahlen erhielt die Draisine ihre Ursprüngliche rot-beige Farbe in der Lackierwerkstatt W. Müller in Zeven Aspe zurück, wobei die Lackierarbeiten alle Erwartungen mehr als erfüllten.

Um die Polsterung im Innenraum kümmerte sich Restaurator Haack aus Gyhum, welcher Ebenfalls erstklassige Arbeit vollbrachte und die Draisine somit auf einen guten Weg der besserung führte.

Der Autoglaser Wintec setze uns kurz darauf neue Scheiben ein und Jörg Ahlgrim schnitt uns passgenaues Glas für die Scheinwerfer aus.

Abschließend wurden Regenrinnen, Zierleisten, Zündschloss und diverse andere Kleinteile in einer Oldtimerwerkstatt besorgt und anschließend verbaut.